Mein Geheimversteck ist Dunkelheit
Ich stehe auf dem Bürgersteig, schaue mich um. Es ist Nacht. Die Laternen tauchen die Straße in mattes gelb-weißes Kunstlicht. Alles wirkt, als hätte es die natürliche Farbe verloren. Alles ist gelb schattiert oder tief schwarz. Manche Stellen funkeln und glitzern, ganz so als hätte jemand flüssiges kaltes Gold hier und da achtlos verspritzt. Die Luft ist angenehm kühl. Ich betrachte die verlassen-leere Straße. Verstohlen schaue ich mich um. Ich blinzle in kleine Gassen, die sich in der Dunkelheit verlieren. Ist da ein Lichtschein? Nein, alles ist still, nichts regt sich.
Das Ungetüm einer Bank glotzt bitter kalt mit vielen fahlen Fenstern auf den Bürgersteig. Sie starrt mir förmlich ins Gesicht. Ich starre finster zurück. In diesen Fenstern brennt eben dieses matt-gold-gelbe Licht zum Schutz gegen die sanfte Dunkelheit. Düstere Gedanken steigen in mir empor. Stein auf Stein, Mauer über Mauer trotzt dieses Ekel meinem Abscheu mit seinem gold-gelb-kalt-eisernen Blick.
Ich wende mich mutwillig ab.
Jetzt will ich die verborgene Pforte betreten. Behände springe ich auf die kleine Mauer und mache ein, zwei Sätze der Pforte entgegen. Ich will flink sein, schnell sein, ungesehen hindurchschlüpfen. Ich mache mich klein, wiesel geduckt hindurch und bin frei. Es ist geglückt. Sachte lasse ich mich auf die kleinen Kiesel im Schotterweg von der Mauer gleiten. Ich schaue zum Himmel empor und lächle. Über mir funkeln die Sterne. Ich weiß, hier bin ich sicher, hier bin ich all-ein, hier finde ich Ruhe und Frieden.
Zielstrebig gehe ich auf die Mitte der Großen Wiese in Mitten der womöglich jahrtausende alten Mauern. Dort halte ich Rast. Ich lege mich der Länge nach mit dem Rücken auf den Boden. ...